Die frühen Anfänge

Einst war auch ich ein kleiner Mann, in Latzhose mit Aufnähflicken und Nicki-Pullover. Mir waren Dinge wichtig die wohl nur kleinen Männern in Latzhosen und Nickipullis wichtig sein können. Doch es war noch ein entscheidender Weg zu gehen, bevor dem kleinen Mann eine Latzhose gepasst hat, sie war aus Cord und blau, die Geburt.

Am 16.10.1977, demselben Tag im Jahr an dem auch Oscar Wilde und der Forscher Thor Hyerdhal geboren wurden, erblickte ein noch sehr kleiner Mann das Licht der Welt. Mir wird berichtet es war ein Sonntag, die Sonne schien und es sollte Gulasch geben. Allerdings meinte ich unbedingt um 9.59 Uhr, pünktlich zum Gottesdienst, aus meiner Mutter herausfinden zu müssen, so daß das Gulasch für sie leider ausfiel und mein Vater mit meinen Geschwistern und meiner Oma alleine die Ehre hatten alles zu Vertilgen. Meine Geschwister sind 15 und 12 Jahre älter als ich, ich kam irgendwie hinterher gedackelt - aber im Bewußtsein auch mich noch großzukriegen war ich meinen Eltern willkommen.

Geboren wurde ich in Rendsburg, hier bin ich auch aufgewachsen, der Stadt meiner Väter, altes Rendsburger Geschlecht.
Rendsburg ist eine mittelgroße Kleinstadt im Herzen Schleswig-Holsteins, also zentral zwischen Nord- und Ostsee, gleich weit nach Dänemark im Norden wie nach Hamburg im Süden. Viel Wasser gibt es dort, im Nord- Ostseekanal fahren riesengroße Schiffe durch das Land, fast an meinem Elternhaus vorbei.

Das Stadtwappen (was ich übrigens sehr hübsch finde) zeigt in Silber über abwechselnd silbernen und blauen Wellen eine rote, freistehende Ziegelburg. Diese hat eine Zinnenmauer und drei, mit blauen Spitzdächern versehene Zinnentürme, von denen der mittlere etwas höher und breiter ist, jawohl. Die Zeigelburg hat ferner ein offenes Tor, in dem das holsteinische Wappen - in Rot das silberne Nesselblatt - steht, nicht wahr?


Kindergarten Bugenhagen war frühes Spielparadies.
Grund- und Hauptschule Nobiskrug (Nobiskrüger Gehölz, da wo die Schneefee damals ein großes, schönes, helles Schloß hatte) - erste Erfahrungen im Geschichten schreiben.

Bereits zu diesem Zeitpunkt ist der kleine Mann aus diversen Cordlatzhosen hinaus gewachsen, hat etliche Nickipullover mit „Schnottärmeln" versehen und hat auf zahllosen Jackenschnüren herum gekaut bis sie ausfransten.
So schnell kann die schöne Kinderzeit vorbei sein. Wenn man klein ist glaubt man den Großen nie, aber wenn man älter ist sieht man genau das schnell ein, und man siehts mehr und deutlicher mit jedem Tag den man sich davon entfernt, daß die Kinderzeit nur eine ganz kleine, feine Zeit ist...
Also genießt es, ich sag es euch!

Die Christian-Timm-Realschule I zeigte mir die physikalischen, wirklich praktischen Dinge im Leben, lehrte mich Mitschüler zu beachten und aus der Ruderriege auszutreten, da man mir dort mit allzuvielen Fremd- und Fachwörtern herum warf.
Das Fachgymnasium der Beruflichen Schulen Rendsburg, Fachrichtung Technik, was genau gegenüber der CTR I liegt, sollte mich die nächsten 3 Jahre beherbergen und hat mich gar zum Abitur getrieben, aus lauter Verzweiflung. Mit der Fachrichtung Technik konnte ich allerdings nach etwas antesten nichts anfangen, ich wollte damals noch Toningenieur werden und sah es als notwendig an diese Fachrichtung zu wählen. Wenn ich heute alte Mitschüler dieser Gattung treffe ernte ich als "Künstler" eher leere Blicke und ein müdes Lächeln.

Da ich immernoch nichts rechtes werden wollte ging ich in den Staatsdienst ohne Waffe, verbrachte meinen „Zuvieldienst" in Bremen. Ich war Gemeindezivi in der Epiphaniasgemeinde zu Bremen, einer Herde gut geführt von Bernd Bierbaum, und ich 13 Monate mittendrin, Omis zum Seniorennachmittag abholen, zum Großmarkt fahren und einkaufen, Papier in Mengen bewegen und bearbeiten, Telefondienste schieben, nette Menschen kennenlernen und tolle Freunde finden. Eine besonders sinnvolle Zeit ohne Waffe hatte ich dort. Auch das war fein.

Bis ich schließlich nach Stuttgart kam, welches ein komplett neues Kapitel meines Lebens geworden ist, deswegen hier mal umblättern...

weiter nach Stuttgart